Deeskalation! Gerade jetzt!

Nach dem offenen Brief prominenter Persönlichkeiten gab es von einigen wieder schnellen Widerspruch. Ob beabsichtigt oder nicht, ob Kritik an Einzelnen berechtigt ist oder nicht, wird auch die politische Auseinandersetzung härter, wie es in Kriegs- und Krisenzeiten oft der Fall ist. Fehler haben schließlich tödliche Folgen.

Leider sollten gerade dann die Argumente der anderen ernstgenommen werden. Ein Genosse hat hierzu ein paar Gedanken geteilt, die ich ein bisschen gekürzt habe und die ich sehr wichtig finde. Häufig wird ja die Faschisierungstendenz in Russland als Grund genannt, es sei nun an der Zeit, in den Krieg einzusteigen: Aber gerade weil in Russland nationalistische Erzählungen bis hin zur Faschisierung existieren, weil Putin diese Erzählung aufgebaut hat, ist eine Eskalation aufgrund der nuklearen Bewaffnung, die Putin nun einmal hat, abzulehnen. Die faschistische Tendenz der Regierung und damit der rein „ideologische“ Einsatz von Atomwaffen im Falle einer (erlebten) Gefährdung des Regimes und einer drohenden Niederlage ist das große Problem. Wenn ein sich bereits jetzt extrem irrational verhaltendes oder auf Risiko spielendes Russland, dass auf der Basis der eigenen Ideologie quasi mit dem Rücken zur Wand steht, weil es eben ideologisch, demographisch, ökonomisch keine Zukunft mehr sieht und deswegen versucht, mit militärischer Gewalt diese Zukunft zu erkämpfen oder dabei unterzugehen und aktuell bereits verliert, dann ist eine Strategie, die auf eine umfassende strategische Niederlage setzt eine Strategie, die das substantielle Risiko eingeht, dass die Menschheit vernichtet wird.

Die Gefahr besteht, dass gerade wenn es faschistische Tendenzen im Regime gibt, sie „Gründe“ in einer drohenden Niederlage haben, Atomwaffen einzusetzen. Das ist das schlimme an der Situation. Alles führt dazu, sich auf „unserer“ Seite für mehr Rationalität einzusetzen, damit die Risiken beherrschbar bleiben. Deeskalation – zum Beispiel ein funktionierendes Zugehen auf die chinesische Regierung, die ggf. noch Einfluss auf das Regime hat, sind vor dem Hintergrund dieser Risiken also Dinge, in die viel mehr investiert werden sollte.